Beispiel Guter Praxis: Das Projekt Energie ist Zukunft
Bildungsprojekt für Frauen mit Migrationsgeschichte – zu grüner Arbeitswelt, erneuerbaren Energien und Digitalisierung
Im ESF-Plus-Programm „IQ - Integration durch Qualifizierung“ fördert das Projekt “Energie ist Zukunft” die berufliche Orientierung und Weiterbildung von Frauen mit Migrationsgeschichte zu grüner Arbeitswelt, erneuerbaren Energien und nachhaltiger Digitalisierung.
Steckbrief
Institution LIFE Bildung Umwelt Chancengleichheit
Programm IQ – Integration durch Qualifizierung
Projekt Energie ist Zukunft
Förderperiode 2021 – 2027
Querschnittsthema Gleichstellung der Geschlechter, Antidiskriminierung, Ökologische Nachhaltigkeit
Förderschwerpunkt Förderung nachhaltiger und hochwertiger Beschäftigung, Gründungen und Unternehmertum sowie Anpassung an den Wandel
Quellen/Dokumente Projektwebsite
Um welche Herausforderung geht es?
Das Projekt reagiert auf gesellschaftliche Herausforderungen auf mehreren Ebenen. Es geht um den Fachkräftebedarf für die Gestaltung einer ressourcenschonenden und co2-freien Gesellschaft, um die berufliche Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte und dabei spezifisch um die Arbeitsmarktzugänge für qualifizierte zugewanderte Frauen. Der fortschreitende Klimawandel zieht notwendige Anpassungen nach sich, um der ökologischen Transformation zukunftssicher zu begegnen. Dies stellt den deutschen Arbeitsmarkt vor Herausforderungen und die wachsende Bedeutung der grünen Arbeitswelt, der Energiewende und der Digitalisierung geht mit einem Bedarf an qualifizierten Fachkräften einher. Hier entstehen neue Tätigkeitsfelder und Arbeitsmöglichkeiten. Zugleich stoßen Frauen mit Migrationsgeschichte bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt häufig auf strukturelle Barrieren: Es bestehen oftmals Schwierigkeiten, die im Ausland erworbenen Qualifikationen in Deutschland beruflich einzusetzen, da diese nicht gleichwertig anerkannt werden. Außerdem ist es eine Herausforderung, Frauen mit Migrationsgeschichte gezielt in berufliche Netzwerke zu integrieren und ihnen eine Plattform zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung zu geben.
Was wird gemacht?
Das ESF-Plus-Programm IQ - Integration durch Qualifizierung fördert Maßnahmen zur nachhaltigen und bildungsadäquaten Integration von erwachsenen Menschen ausländischer Herkunft in den Arbeitsmarkt. In diesem Programm zielt das Projekt „Energie ist Zukunft“ darauf ab, Frauen mit internationalen Abschlüssen die Teilhabe am Arbeitsmarkt zu ermöglichen und den Weg in die Grüne Arbeitswelt zu ebnen.
Zwischen 2023 und 2025 finden fünf Durchgänge der bundesweit zugänglichen Weiterbildung statt. Sie richten sich an Frauen mit Migrationsgeschichte und interdisziplinären ausländischen Berufs- oder Studienabschlüssen in vielfältigen Bereichen von Verwaltung, Bürokommunikation, Ingenieurwesen, Natur- und Geisteswissenschaften bis zu Ökonomie und Informatik. Weitere Voraussetzungen sind gute Deutschkenntnisse, Wohnsitz in Deutschland und gute Computer- und Internetkenntnisse.
„Energie ist Zukunft“ besteht aus einer 20-wöchige Online-Weiterbildung mit Praxisworkshops für die Berliner Teilnehmerinnen, die Frauen mit Migrationsgeschichte dabei unterstützt, ihr Wissen in den Bereichen Energieeffizienz, Klimaschutz und nachhaltige Digitalisierung zu vertiefen. Im Rahmen von täglichen Online-Meetings, Workshops und Praxisexkursionen wird praxisnahes Wissen vermittelt. In drei Werkstattformaten werden verschiedene Themen bearbeitet:
- Themen der Energie- und Energieeffizienzwerkstatt: Erneuerbare Energien, Energiemanagement, Energieberatung, Energiesparen
- Themen der Digitalisierungswerkstatt: Digitalisierung im Einsatz für Klimaschutz, Energieeffizienz und nachhaltige Energieversorgung
- Themen der Zukunftswerkstatt: Kompetenzen für einen erfolgreichen Arbeitseinstieg und eine gelungene Rückkehr in das Berufsleben oder einen optimalen Quereinstieg
Die Teilnehmerinnen haben die Möglichkeit, sich mit Role Models und Fachleuten zu vernetzen und durch praxisorientierte Projekte, wie den Bau von Solarmodellen, technische Fertigkeiten zu entwickeln. Fachexpertinnen zeigen beispielhafte Berufswege auf und ermöglichen den Teilnehmerinnen, sich selbst vorzustellen und potenzielle Arbeitgebende kennenzulernen. Ein wichtiges Ziel ist es, die Frauen zu „Botschafterinnen der Energiewende“ auszubilden und ihnen gleichzeitig den Zugang zu Arbeitgebenden zu erleichtern. Zum Abschluss stellen sich Absolventinnen kurz auf der Homepage vor und beschreiben ihre ausländische Qualifikation, das neu Gelernte aus der Weiterbildung und die berufliche Vision und werben so gleichzeitig für sich.
Besondere Merkmale der Weiterbildung sind zum einen die Kombination von synchronen Online-Sitzungen und asynchronem eLearning über Moodle, die ein flexibles Lernen ermöglicht. So können die Frauen in ihrem eigenen Tempo lernen, was besonders hilfreich ist für Teilnehmerinnen, die neben der Weiterbildung familiäre Verpflichtungen haben oder auch berufsbegleitend teilnehmen und sich beruflich verbessern möchten.
Um den Einstieg oder Wiedereinstieg in die Arbeitswelt vorzubereiten, erhalten die Teilnehmerinnen zudem individuelle Unterstützung bei der Sprachkompetenz sowie Karriereberatung durch Mentoring, Coaching und Workshops. Während der Weiterbildung werden die Frauen beim selbstwirksamen Lernen begleitet und arbeiten in kleinen Erfolgsteams zusammen. Diese Gruppen bieten den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam Lösungen für ihre beruflichen Herausforderungen zu erarbeiten. Diese Form der Zusammenarbeit stärkt das Selbstvertrauen der Frauen und ermutigt sie, auch nach dem Programm in Kontakt zu bleiben und sich gegenseitig zu unterstützen. In einer speziellen „Zukunftswerkstatt“ entwickeln die Teilnehmerinnen konkrete berufliche Strategien für ihre Zukunft, um den Übergang in den Arbeitsmarkt oder eine Anschlussqualifizierung zu erleichtern. Diese maßgeschneiderte Unterstützung soll dazu beitragen, ihre Kompetenzen zu erkennen, ihr Selbstmarketing zu optimieren und selbstbewusst in Bewerbungssituationen zu agieren.
Warum ist das Gute Praxis?
Das Projekt ist ein Vorbild für zukunftsorientierte Qualifizierungsmaßnahmen und stärkt die Rolle von Frauen in der Energiewende und der nachhaltigen Digitalisierung
„Energie ist Zukunft“ verbindet auf vorbildliche Weise alle drei Querschnittsthemen und vereint mehrere gute Ansätze: Es adressiert die speziellen Bedürfnisse von Frauen mit Migrationsgeschichte und fördert ihre berufliche Teilhabe in den zukunftsträchtigen Bereichen der grünen Arbeitswelt, erneuerbaren Energien und Digitalisierung. Die Teilnehmerinnen leisten durch ihr berufliches Handeln in den Bereichen Energieeffizienz, Klimaschutz und nachhaltige Digitalisierung einen positiven Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und tragen aktiv zur Energiewende bei.
Das Projekt fördert nicht nur die berufliche Teilhabe von Migrantinnen, sondern legt besonderen Wert darauf, Geschlechterungleichheiten aktiv abzubauen. Die Teilnehmerinnen werden ermutigt, sich in eher männerdominierten Berufsfeldern zu bewerben, ihre Karriere in technischen und nachhaltigen Berufsfeldern auszubauen und sich in der Grünen Wirtschaft zu positionieren. Antidiskriminierung wird durch die Schaffung eines wertschätzenden Lernumfelds aktiv gefördert und durch gezielte Unterstützung der Teilnehmenden, Vorurteile und strukturelle Barrieren zu überwinden, die sie an ihrem beruflichen Fortschritt hindern könnten. Durch Sensibilisierung gegenüber intersektionalen Diskriminierungen, wie Rassismus und Sexismus, wird ein diskriminierungskritischer Ansatz verfolgt.
Das Projekt „Energie ist Zukunft“ ist auch konzeptionell Gute Praxis, da es auf die Bedürfnisse und Herausforderungen der Teilnehmerinnen zugeschnitten ist. Durch die praxisnahen Workshops und den direkten Austausch mit Unternehmen und Fachleuten aus der Branche, werden Einstiegsbarrieren abgebaut und der Eintritt in Netzwerke und Übergang in die Arbeitswelt ermöglicht. Die Praxisnähe und der Zugang zu Role Models inspirieren und motivieren die Teilnehmerinnen, ihre beruflichen Ziele zu verfolgen und sich in der grünen Arbeitswelt zu positionieren. Durch das flexible Online-Format und die Möglichkeit, individuelle Lernzeiten festzulegen, wird der Herausforderung der Vereinbarkeit von Weiterbildung und familiären Verpflichtungen begegnet. Die umfassende individuelle Unterstützung, gruppengestütztes Mentoring und Coaching sorgen dafür, dass die Frauen nicht nur fachlich, sondern auch persönlich gestärkt aus der Weiterbildung hervorgehen und bestmöglich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Auch der Ansatz, dass Frauen sich in “Erfolgsteams” gegenseitig unterstützen, trägt zum Empowerment der Teilnehmerinnen bei.
Das Projekt zeigt, wie zielgerichtete Qualifizierungsmaßnahmen, die ganzheitlich konzipiert und an die Lebensrealitäten der Zielgruppe angepasst sind, die Chancen von Frauen mit Migrationshintergrund verbessern und gleichzeitig zur Energiewende beitragen können. So werden langfristige positive Effekte sowohl auf individueller als auch gesellschaftlicher Ebene erzielt.
Was ist für den Transfer zu beachten?
Die konzeptionellen Ansätze des Projekts sind besonders gut übertragbar auf andere Projekte sowie auch regelhafte Angebote, die ebenfalls das Ziel haben, Frauen mit Migrationsgeschichte in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die konkreten Handlungsansätze des Projekts bieten auch in anderen Bereichen der beruflichen Weiterbildung als auch für andere Zielgruppen großes Potenzial, um benachteiligten Gruppen den Zugang zu wachstumsstarken und zukunftsträchtigen Sektoren zu erleichtern. Übertragbar auf Projekte mit dem Schwerpunkt Arbeitsmarktintegration ist zudem die Konzentration auf ökologisch nachhaltige Berufs- und Tätigkeitsfelder.